Dienstag, 19. März 2024

Grußwort der Sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sabine von Schorlemer

für die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung e. V. 2013

Sehr geehrte Tagungsteilnehmer,
sehr geehrte Damen und Herren,

zur diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung e.V. (DGZfP) begrüße ich Sie herzlich hier an der Elbe in Dresden. Ich freue mich, dass diese historisch bedeutsame Stadt, die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen, erneut Gastgeber Ihrer Jahrestagung sein darf.

Mit dem Begriff „zerstörungsfreie Prüfung“ verbindet man im Alltag heute oft die Anwendung bildgebender Verfahren in der Medizin oder auch die Prüfung von Materialien, Maschinen- oder Fahrzeugkomponenten mit Hilfe der Röntgenanalyse. Bereits in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erkannten Wissenschaftler die Bedeutung der Röntgenanalyse als wichtige Methode, ein Material zu untersuchen, ohne es zerstören zu müssen. Sie gründeten vor 80 Jahren einen Förderverein, der die Grundlage für die Interessenvereinigung darstellt, die heute den Namen Deutsche Gesellschaft für Zerstörungsfreie Prüfung e.V. trägt. Maßgeblich daran beteiligt waren Rudolf Berthold und Ernst Schiebold. Schiebold wirkte als Mineraloge und Röntgenologe vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg in seiner Geburtsstadt – in Leipzig. Sie sehen also, auch aus historischer Sicht gibt es eine starke Verbindung der DGZfP mit Sachsen.

Nach der wieder erlangten deutschen Einheit haben sich in den neuen Ländern sechs Arbeitskreise gebildet, in denen sich die Mitglieder zum fachlichen Austausch treffen oder sich weiterbilden können. Mit gleich drei Arbeitskreisen in den Regionen Halle/Leipzig, Zwickau/Chemnitz und Dresden kommt Sachsen dabei eine wichtige Bedeutung zu. Das spiegelt das hohe Interesse der Wissenschaft und Wirtschaft in Sachsen an dieser Thematik wider. Viele sächsische Unternehmen und Forschungseinrichtungen sind heute auf dem Gebiet der zerstörungsfreien Prüfung tätig. Sie nutzen die Methoden für ihre Analysen oder entwickeln sie weiter. Die Prüfverfahren dienen heute neben der Charakterisierung von Materialien auch der Kontrolle und dem Aufspüren von Verschleißerscheinungen und leisten damit einen wichtigen Beitrag auch im Bereich der Sicherheit von Gebäuden, Fahrzeugen, Flugzeugen oder Produktionsanlagen. Das Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren in Saarbrücken und sein Dresdner Institutsteil engagieren sich beispielsweise im Bereich Bahn und Schiene mit der Methodenentwicklung zur Prüfung von Reifen der Hochgeschwindigkeitszüge (z.B. ICE) im rollenden Betrieb sowie zur dauerhaften Zustandsüberwachung von Eisenbahnschienen mit Hilfe spezieller Analysetechnik an Hochgeschwindigkeitszügen.

Der Bereich zerstörungsfreie Prüfung ist im Freistaat Sachsen Bestandteil zahlreicher Netzwerke. Er verknüpft auf diese Weise Unternehmen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Er fördert so den Austausch zwischen Anwendung, Forschung und Lehre, auch interdisziplinär. Einsatzmöglichkeiten der Prüfverfahren ergeben sich unter anderem im Bereich der Materialforschung, die in Dresden für die verschiedensten Anwendungsbereiche sehr gut aufgestellt ist. Das reicht von der Medizin über den Leichtbau bis hin zur Batterieforschung. Neben Dresdner Forschungseinrichtungen und Hochschulen ist auch die DGZfP ein Mitglied des Materialforschungsverbundes Dresden e.V.. Im Bereich der Mikroelektronik waren die hiesigen Akteure der zerstörungsfreien Prüfung auch maßgeblich an der Bildung des Spitzenclusters Cool Silicon beteiligt, der die Schaffung technologischer Grundlagen zur Erhöhung der Energieeffizienz im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie zum Ziel hat.

Zerstörungsfreie Prüfverfahren begleiten uns genau genommen seit Beginn unserer Zeit. Die Kontrolle, ob eine Erdbeere reif ist, erfolgt zuerst mit den Augen. Wenn man nicht sicher ist, ob die Milch schon sauer ist, prüft man den Geruch. Bei Geschirr ist es der Klang, der verrät, ob die Ware bereits beschädigt ist. Ein Kleidungsstück, das sich nicht gut anfühlt, zieht man meist nur ungern oder gar nicht an. Zerstörungsfreie Prüfmethoden sind, wie diese Beispiele zeigen, seit jeher Teil unseres Alltags. Wir brauchen dazu nicht einmal immer technische Apparaturen.

Zerstörungsfreie Prüfverfahren haben heute ein sehr breites Anwendungsspektrum von der Medizin über Naturwissenschaften bis zur Technik. Aber auch in der Archäologie werden sie genutzt und öffnen bei der Untersuchung von Ausgrabungsfunden mit heutiger Technik Fenster in längst vergangene Zeiten. In der Kunst werden die Methoden ebenfalls angewandt und ermöglichen dort beispielsweise die Zuordnung von Gemälden zu einem Künstler. Falls Sie selbst gern einige Kunstwerke analysieren möchten, kann ich Ihnen den Besuch in Räumlichkeiten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sehr empfehlen. Sie dürfen dort gern die Exponate ohne Analysegeräte zerstörungsfrei prüfen.

Auf Ihrer Jahrestagung wünsche ich Ihnen interessante Vorträge und anregende Diskussionen sowie die Möglichkeit, Ihre persönlichen Netzwerke zu pflegen und zu erweitern.

Sabine von Schorlemer